Ein Engel im Winter by Musso Guillaume

Ein Engel im Winter by Musso Guillaume

Autor:Musso, Guillaume [Musso, Guillaume]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492962964
Herausgeber: Piper ebooks


Kapitel 18

Man ist nur einmal jung,

aber man erinnert sich sein ganzes

Leben lang daran.

Zitat aus dem Film Liberty Heights

von Barry Levinson

1972

Nantucket

Sommeranfang

Sie ist acht Jahre alt. Es ist ihre erste Begegnung. Am Abend zuvor ist sie aus Boston gekommen. An diesem Morgen streift sie durch den großen Garten der Familie. Sie trägt ein Baumwollkleid, das ihr bis über die Knie reicht und das sie nicht leiden kann. Bei dieser Hitze hätte sie lieber Shorts und ein Polohemd getragen, aber ihre Mutter zwingt sie immer dazu, sich wie ein Modepüppchen zu kleiden.

Mehrere Male hat sie einen Jungen mit schönen schwarzen Haaren gesehen, der nicht mit ihr zu sprechen wagt und rasch wegrennt, wenn sie sich ihm nähert.

Neugierig geworden fragt sie ihre Mutter, die ihr antwortet, sie möge ihn nicht beachten. Er sei »nur« der Sohn der Haushaltshilfe.

Am Nachmittag sieht sie ihn am Strand wieder. Er spielt mit einem selbst gebastelten Drachen aus Bambusstäben und einem Stück Segeltuch, das er von einem Fischer bekommen hat. Um eine Führungsrolle für die Leine zu bauen, hat er einen alten Ring an eine ausrangierte Gardinenstange gehängt. Obwohl das Ding von Hand gefertigt ist, fliegt es bereits hoch am Himmel.

Mallory hat auch ihren Drachen mitgebracht, ein ausgeklügeltes Modell, das man ihr in einem großen Spielzeugladen in Boston gekauft hat.

Dennoch startete ihr Fluggerät nicht. So sehr sie sich auch abmüht, so schnell sie auch in jede Richtung läuft, der Drachen fällt unweigerlich immer wieder in den Sand.

Selbst wenn der kleine Junge so tut, als sehe er sie nicht, merkt Mallory genau, dass er dauernd zu ihr hinschaut.

Aber sie lässt sich nicht entmutigen und unternimmt einen neuen Versuch. Unglücklicherweise plumpst ihr schönes Spielzeug ins Wasser. Die Bespannung ist vollkommen durchnässt und voller Sand. Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

Er kommt auf sie zu, ergreift die Initiative und legt ihr den Ring seines Drachens um das Handgelenk. Er erklärt ihr, dass man sich mit dem Rücken zum Wind stellen muss, dann hilft er ihr, locker zu lassen, nach und nach Leine zu geben. So steigt der Drachen sehr schnell zum Himmel empor.

Sie jubelt vor Freude. Ihre Augen glänzen, und sie lacht laut.

Um sein Wissen zu zeigen, erklärt er ihr später, dass die Chinesen dem Drachen die Macht zusprechen, das Glück anzuziehen. Um ihm nicht nachzustehen, erklärt sie ihm, dass Benjamin Franklin den Drachen benutzt hat, um den Blitz zu studieren und den Blitzableiter zu erfinden (was sie auf der Verpackung des Spielzeugs gelesen hat).

Schließlich zeigt er ihr besonders stolz seinen Drachen aus der Nähe, damit sie das drollige Tier bewundern kann, das er auf das Segeltuch gemalt hat.

»Das hab ich ganz allein gezeichnet.«

»Ist das eine Schildkröte?«, fragt sie.

»Nein, ein Drachen«, antwortet er ein wenig gekränkt.

Erneut bekommt das kleine Mädchen einen Lachanfall. Ihre gute Laune ist ansteckend, und bald mischt sich das Lachen zweier Kinder mit dem Plätschern der Wellen.

Ein Stück weiter ertönt aus einem in den Sand gestellten Transistorradio You’ve Got a Friend von Carole King; es ist einer der Hits dieses Sommers. Sie betrachtet ihn jetzt sehr aufmerksam und findet, dass er der niedlichste Junge ist, den sie je gesehen hat.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.